Zeittafel zur Geschichte | Literatur zu Ober-Hilbersheim | Auszug aus J. G. Widders Dorfbeschreibung von 1788
Lagerplatz altsteinzeitlicher Rentierjäger auf dem Ober-Hilbersheimer Plateau (Gemarkung Sprendlingen)
Siedlungstätigkeit jungsteinzeitlicher Ackerbauern, archäologisch bezeugt durch Scherben und das Fragment eines Mahlsteins
Siedlungstätigkeit von Angehörigen der Urnenfelderkultur (Bronzezeit), archäologisch bezeugt durch Keramikfunde und Bestattungen
Bestattungen der Kelten auf dem Ober-Hilbersheimer Plateau (Gemarkung Sprendlingen)
Durch den Gallienfeldzug Caesars wird das Gebiet des späteren Ober-Hilbersheim Teil des Römischen Reiches
Römische Siedlungstätigkeit, archäologisch bezeugt durch Reste mehrerer landwirtschaftlicher Gutshöfe (villae rusticae)
Das Gebiet des späteren Ober-Hilbersheim unter fränkischer Herrschaft
Gründung von (Ober-)Hilbersheim („Heim des Hilbert“) als fränkischer Fronhof am Welzbach
Älteste überlieferte Erwähnung von Ober-Hilbersheim als Hilbridisheim in einer Urkunde des Klosters Disibodenberg
Ober-Hilbersheim im Besitz der Grafschaft Sponheim
Erste Erwähnung von Ober-Hilbersheim als superior hilbersheim zur Unterscheidung von Nieder-Hilbersheim in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Siegfried II.
Ober-Hilbersheim im Besitz der Vorderen Grafschaft Sponheim
Bau einer Kapelle auf dem Grund der evangelischen Kirche mit heute im Kern noch bestehendem romanischen Wehrturm, Ober-Hilbersheim ist Filiale von Bergen (Laurenziberg)
Ober-Hilbersheim wird Pfarrort mit Übersiedlung des Geistlichen von Bergen
Verpfändung von Ober-Hilbersheim durch Graf Simon III. von Sponheim-Vianden an die Grafschaft Falkenstein
Schutz- und Trutzbündnis mit Bingen: Ober-Hilbersheim verpflichtet sich, zusammen mit Appenheim die 14. Wacht der Binger Stadtbefestigung zu erbauen und zu bewachen
Kirchenneubau im spätgotischen Stil
Ober-Hilbersheim im Gemeinschaftsbesitz von Kurpfalz und Baden-Baden
Einführung der Reformation lutherischer Prägung unter Kurfürst Ottheinrich
Einführung des reformierten (calvinistischen) Glaubens unter Kurfürst Friedrich III.
Bildersturm in der Kirche: Zerstörung und Verbrennung von Bildnissen und Plastiken unter dem Einfluss der calvinistischen Lehre
Vermutlich Einführung des lutherischen Glaubens unter Kurfürst Ludwig IV.
Einführung des reformierten Glaubens unter Kurfürst Johann Casimir
Dreißigjähriger Krieg mit schweren Bevölkerungsverlusten und Zerstörungen
Pfälzischer Erbfolgekrieg: Die Franzosen unter Ludwig XIV. verwüsten und plündern die Pfalz
Simultane Nutzung der Kirche von beiden Konfessionen
Ober-Hilbersheim im Alleinbesitz von Kurpfalz, das Dorf gehört zum Oberamt Kreuznach
Kirchenneubau im barocken Stil
Neubau des Rathauses in der Kirchgasse 9
Neubau des katholischen Pfarrhauses an gleicher Stelle in der Kirchgasse 10
Siebenjähriger Krieg: Frondienste von Ober-Hilbersheimern, Einquartierungen und Kriegsabgaben
Erster Koalitionskrieg: Mehrfache Plünderungen durch die Franzosen, Einquartierungen
Befohlene Einäscherung des Dorfes durch den katholischen Pfarrer Georg Seckardt am 29. Okt. verhindert
Ober-Hilbersheim wird französisch und gelangt zum Kanton Wörrstadt im Departèment Mont Tonnère (Donnersberg)
Beseitigung der Ortsbefestigung
In den Napoleonischen Kriegen fallen mindestens zwölf Ober-Hilbersheimer
Ober-Hilbersheim wird großherzoglich-hessisch-darmstädtisch und gehört zur Provinz Rheinhessen, Kanton Wörrstadt
Auswanderung von mindestens 133 Personen in die USA (vor allem Illinois, Missouri, Wisconsin, Indiana und Kalifornien) und Brasilien
Gründung des Männergesangvereins
Ober-Hilbersheim gelangt zum Kreis Alzey
Einweihung des Friedhofs
Bau der Landstraße I. Ordnung Nr. 110 Wörrstadt- Bingen
Ober-Hilbersheim gelangt zum Kreis Oppenheim
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
Deutsch-Französischer Krieg: Ober-Hilbersheimer in hessisch-darmstädtischen Einheiten kämpfen auf der Seite Preußens gegen Frankreich oder leisten Fuhrdienste; Einquartierungen im Dorf. Zahlreiche Einwohner sterben an Typhus, der aus den französischen Schlachtfeldern eingeschleppt wurde
Gründung des Deutschen Reichs
Gründung des Soldaten- und Kriegervereins
Eröffnung des Postdienstes (in der Kirchgasse 6)
Neubau der evangelischen Kirche anstelle der Simultankirche im neugotischen Stil und der katholischen St. Josefskirche am nördlichen Ortsrand
Schulneubau am südlichen Ortsrand
Gründung des Turnvereins
Gründung der Spar- und Darlehenskasse
Freigabe der Telegraphen- und Telefonverbindung am 26. April
Anlage des Sängerplatzes
Gründung des Radfahr-Vereins „Wanderlust“
Elektrifizierung von Ober-Hilbersheim
Erster Weltkrieg: 38 Kriegsopfer in Ober-Hilbersheim
Französische Besatzungszeit
Ober-Hilbersheim gehört zum Volksstaat Hessen
Einrichtung der Postbuslinie Gau-Algesheim – Ober-Hilbersheim – Wörrstadt – Oppenheim
Bau der Turnhalle in Eigenleistung
Durchführung der Flurbereinigung
Gründung einer NSDAP-Ortsgruppe
Errichtung des Sportplatzes
Adolf Hitler wird Reichskanzler, Beginn der NS-Diktatur
Gründung einer Handballabteilung innerhalb des Turnvereins
Bau des Rathauses in der Kegelbahnstraße
Ober-Hilbersheim gelangt zum Kreis Bingen
Zweiter Weltkrieg: 72 Kriegsopfer in Ober-Hilbersheim
Ermordung von vier kranken bzw. behinderten Ober-Hilbersheimern in Pflegeheimen und Heilanstalten
Granatbeschuss von Ober-Hilbersheim durch amerikanische Artillerie mit zwei Toten und zwei Verletzten, Gebäudeschäden. Kriegsende im Dorf mit Einmarsch der US-Streitkräfte am 19. März gegen 17 Uhr
Ober-Hilbersheim gehört zu Rheinland-Pfalz
Gründung des Bauernvereins
Einrichtung der öffentlichen Hauswasserversorgung
Gründung des Landfrauenvereins
Bau des Genossenschaftslagergebäudes an der Nieder-Hilbersheimer Straße
Einführung der künstlichen Besamung bei Rindern
Kanalbau und Errichtung einer Kläranlage
Ober-Hilbersheim gehört zum Landkreis Mainz-Bingen
Erstmalige Bildung einer Einheitsliste für die Gemeinderatswahlen
Schließung der Schule
Ober-Hilbersheim wird Bestandteil der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim
Eröffnung des Kindergartens im alten Schulgebäude
Abriss der Turnhalle, Bau der Sport- und Kulturhalle
Reaktivierung der Kirchweih als „Wein- und Kunstkerb“
Gründung der Bürgerinitiative „Umwelt und Gesundheit“
Erster „Märchen- und Weihnachtsmarkt“
Partnerschaft mit Winterstein in Thüringen
Gründung des Tennisclubs
Bau der Tennisplätze an der Sprendlinger Straße
Errichtung der Grillhütte auf dem Sängerplatz
Ober-Hilbersheim geht online, Internet-Auftritt mit www.ober-hilbersheim.com
Moritz Arth wird tausendster Einwohner
Ober-Hilbersheim erhält die Silbermedaille beim Landesentscheid von „Unser Dorf hat Zukunft“
11. Juni 2006 – Einweihung des Hauses der Vereine
16.September 2006 – Einweihung des „Dorfmittelpunkts“
2007 – Bau des Radwegs nach Engelstadt
2008 – Jubiläumsjahr in Ober-Hilbersheim: 900 Jahre erste urkundliche Erwähnung von Ober-Hilbersheim, 175 Jahre Männergesangverein, 125 Jahre Bestehen der katholischen Kirche, 75 Jahre Handballabteilung der TSG, 50 Jahre Landfrauenverein
2001 – Partnerschaft mit Bonavigo, Provinz Verona (Italien)
2002 – Gründung des Rentner-Rings
2003 – Internetauftritt der Ortsgemeinde
2004 – Eröffnung des Reisemobilstellplatzes „Napoleonshöhe“
2005 – Einweihung der Bonavigo-Straße
2006 – Einweihung des Hauses der Vereine und des Dorfmittelpunktes
2007 – Eröffnung des Radweges nach Engelstadt
2008 – Jubiläumsjahr: 900 Jahre erste urkundliche Erwähnung des Dorfes
2009 – Gründung der Genossenschaft „Unser Laden Hilbersheim“
2010 – Renovierung des Abenteuerspielplatzes
2011 – Durchgehende Radwegeverbindung in die VG Sprendlingen-Gensingen
2012 – Eröffnung der „Historischen Zeit(t)räume“ – des Ober-Hilbersheimer Museums im Schrothaus
2013 – Feier zum 25-jährigen Bestehen des Märchen-Weihnachtsmarktes
2014 – Bildband „Ober-Hilbersheim und sein Plateau“
2015 – Einrichtung einer Bäckereifiliale mit massiver Förderung der Ortsgemeinde
2016 – Welzbach-Renaturierung in der „Eselswust“
2017 – Ausbau des Friedhofsweges
2018/19 – Neugestaltung des Areals Hauptstraße 30
seit 2020 – Corona-Epidemie
2022 – Errichtung der Lagerhalle der Ortsgemeinde
Die katholischen Gemeinden Appenheim und Oberhilbersheim im 17. und 18. Jahrhundert. Ein
Beitrag zur kurpfälzischen Kirchengeschichte. In Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 28
(1976), S. 101-128.
Ober-Hilbersheim. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes von dem 8. bis in das 20. Jahrhundert. Ingelheim 1995.
Gedenkschrift aus Anlass der 100. Wiederkehr der Einweihung der St. Josefskirche in Ober-Hilbersheim. Hg. Carl-Brilmayer-Gesellschaft. Gau-Algesheim 1983 (Beiträge zur Geschichte des Gau-Algesheimer Raumes 8).
Ober-Hilbersheim. Illustrierte Dokumentation eines rheinhessischen Dorfes im 19. und 20. Jahrhundert. Horb am Neckar 1999.
Der Friedhof von Ober-Hilbersheim in Geschichte und Gegenwart. Zur Sepulkralkultur eines rheinhessischen Dorfes. In: Alzeyer Geschichtsblätter 32 (2000), S. 142-163.
„Ober-Hilbersheim. Ein ansehnlicher Marktflecken, ligt drei Stunden von Kreuznach ostwärts, und gränzet
gegen Ost an Engelstatt des Oberamts Stromberg, gegen Sud an Wolfsheim, gegen West an Aspisheim, welche beide zum Oberamt Alzei gehören. Von Nieder-Hilbersheim im Oberamt Stromberg ist oben gehandelt worden []. In einer Urkunde des Bischofs Konrad zu Mainz vom J. 1163 (wovon unten bei dem
Kirchenzustande ein mehrers) wird Hiluersheim, und im J. 1219 ausdrücklich Ober-Hilbersheim genennet.
In dem Flecken sammelt sich ein Bächlein, das unterhalb desselben eine Mahlmühle treibet, sodann nach Nieder-Hilbersheim, Appenheim und Gau-Algesheim, von dort aber in den Rhein flieset. Eine halbe viertel Stunde oberhalb des Ortes zieht eine von Bingen nach Worms führende Landstrase vorbei, und im Flecken selbst wird der Zoll erhoben.
Im J. 1787 wurden 107 Familien, 519 Seelen, 1 Kirche, 1- Pfarr- und Schulhaus, 96 burgerliche und gemeine Häuser hieselbst gezählet. Die Gemarkung enthält 2121 Morgen Ackerfeld; worunter das sogenannte Boynengut begriffen, welches der Kurfürstl. Hofkammer gehöret, aus 111 Morgen Landes groser Masung bestehet, und der Gemeinde erbbeständlich verliehen ist. Besizer der übrigen Freigüter sind das Domkapitel zu Mainz, die dortige Deutschordens-Kommende [], die Grafen von Schönborn, die Freiherren von Breidenbach, von Hacke, und von Ritter zu Grünberg, sodann die Kath. Pfarrei.
Die Kirche zu Ober-Hilbersheim hat schon im XII Jahrhundert bestanden, und das Patronatrecht davon war dem Stift zu U. L. F. auf dem Felde bei Mainz, iezo zum heil. Kreuz genannt, zuständig. Erzbischof Sigfried II übertrug den Pfarrsaz mit sämtlichen Gefällen im J. 1219 den Chorherren des genannten Stiftes zum Unterhalt dessen jeweiligen Scholasters []. Diese Kirche war aber eigentlich nur eine Kapelle, die von der Pfarrkirche zu St. Laurenzien in Bergen abhieng, wie aus einem Ausspruche des Probsten Jakobs gedachten Stiftes vom J. 1307 erhellet. Um diese Zeit scheint das alte Dörflein Berchheim [] oder Bergen eingegangen und die Pfarrei nach Ober-Hilbersheim verlegt worden zu seyn. Denn als Heinrich von Bergen, ein Edelknecht, sich beschwehrte, daß der Pfarrer zu Ober-Hilbersheim die Gefälle der Kirche des heil. Laurentius beziehe, ohne den Gottesdienst darin zu halten, so ward im J. 1338 verglichen, daß gedachter Pfarrer und seine Nachfolger wochentlich zweimal Messe darin halten sollten []. Durch die Reformation bekam diese Kirchenverfassung auch eine andere Gestalt, und dr nunmehrige Laurenzienberg, welcher in Kurmainzischem Gebiete gelegen, ward der Pfarrei Ockenheim einverleibt, die Kirche zu Ober-Hilbersheim aber mit einem Reformirten Prediger bestellt, bis endlich in gegenwärtigem Jahrhundert solche zum gemeinschaftlichen Gebrauche der Katholischen und Reformirten gelanget ist. Erstere haben darauf einen eigenen Pfarrer bestellt, und ihm das Dorf Nieder-Hilbersheim beigegeben. Jene Pfarrkirche, dem heil. Joseph geweihet, gehöret in die Mainzer Diöces und zum Algesheimer Landkapitel. Die Pfarrei aber wird von einem regulirten Chorherrn der Probstei Pfaffen-Schwabenheim versehen. Reformirter Seits ist solche nur eine Filial der Pfarrei Engelstadt. Die Lutherischen sind nach Ober-Ingelheim eingepfarret.
Der Zehnten in der ganzen Gemarkung ist eine Zugehör des Patronatsrechtes, welches, wie oben gedacht, das Kollegiatsstift zu U. L. F. auf dem Felde bei Mainz auszuüben gehabt. Dessen Probst Arnold verbesserte damit die Pfründen seiner Chorherren im J. 1163. Nach erfolgter Reformation verkauften sie solchen an Kurfürst Friedrich III von der Pfalz im J. 1570 [], und von dieser Zeit an beziehet selbigen die Kurfürstl. Hofkammer bis auf den Glockenzehnten, welchen die geistliche Güterverwaltung besizet.
Das Gericht dieses Fleckens ist mit einem Ober- und Unterschultheise, sodann mit 4 Schöffen und einem Gerichtsschreiber bestellt. Es führt in seinem Wappen und Siegel einen Pferdskopf in einem Herzschilde.“
Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine.
Teil 4. Frankfurt, Leipzig 1788, S. 48-50.